Pressestimmen:

Gute Artikel der letzten Wochen

Terrorismus:

"The Times", London: "Wenn sich al-Qaida schließlich als der Schuldige für die vielen Toten in Madrid herausstellen sollte, wäre es absurd, daraus zu schlussfolgern, dass die spanische Regierung diese Katastrophe über ihr Volk gebracht hat. Fanatiker, die Jahrhunderte der Zivilisation rückgängig machen wollen, brauchen keinen konkreten politischen Grund, um zu brennen und zu morden. Die Ursache ihres Hasses ist nicht in erster Linie die Tatsache, dass amerikanische, britische und spanische Bürger im Irak sind. Auch die Vorstellung, dass den Terroristen der Friede abgekauft werden könnte, wenn Politiker ihre Nahostpolitik ändern würden, beruht auf einem grundlegenden Irrtum. Schuld an dem Massaker von Madrid sind letztlich die, die es in Auftrag gegeben und ausgeführt haben - und nur sie."

 

"The Daily Telegraph", London: "Die kolossale Niederlage der rechten Volkspartei ist ein schwerer Schlag für den Krieg gegen den Terrorismus. Der scheidende Ministerpräsident José María Aznar ist große Risiken eingegangen, um die USA nach dem 11. September zu unterstützen, besonders indem er Soldaten in den Irak geschickt hat. Mit den Terroranschlägen in Madrid ist er möglicherweise falsch umgegangen. Aber wer auch immer dafür verantwortlich war - ob al-Qaida oder Eta - wird hocherfreut sein, so erfolgreich in eine demokratische Wahl eingegriffen zu haben. Viele Spanier sind gestorben, und was tun die Wähler? Sie wählen erst einmal ihre Regierung ab. Wenn der Terrorismus hier Erfolg gehabt hat, wo als nächstes?"

 

"Gazeta Wyborcza", Warschau: "Man kann unterschiedlich über die Art und Weise urteilen, in der Amerika auf den 11. September reagiert hat, man kann darüber diskutieren, ob die Einsätze in Afghanistan und im Irak Sinn machten. Aber zuerst - vor allem nach dem 11. März - müssen wir alle verstehen, dass wir wie die Amerikaner einen gefährlichen, fanatischen Feind haben: Menschen, die unsere ganze Welt hassen, die westlichen Demokratien die Schuld an sämtlichen Übeln geben. Und die im Namen paranoider Überzeugungen bereit sind zu töten - die Bankiers von Manhattan und die sieben Monate alte Patricia aus Polen in Madrid. Wir, Europäer und Amerikaner, müssen diesen Feind aufhalten."

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Reaktionen auf Geiseldrama
 
Arabische Medien rechnen mit muslimischen Terroristen ab

Das Geiseldrama und dessen blutiger Ausgang in Beslan hat auch die muslimische Welt erschüttert. In arabischsprachigen Medien wird erstmals schonungslos Selbstkritik geübt - selbst Feinde des Islams hätten keinen größeren Schaden anrichten können.

Kairo - Ein am Samstag veröffentlichter Artikel in der in London erscheinenden Zeitung "Asharq al-Awsat" trug den Titel: "Die schmerzhafte Wahrheit: Alle Terroristen der Welt sind Muslime".

In der ägyptischen Zeitung "Al Ahram" hieß es, die Bilder toter und verletzter Schüler "zeigten Muslime als Monster, die sich vom Blut von Kindern und dem Schmerz ihrer Familien ernähren".

Muslime verüben die meisten Anschläge

"Unsere terroristischen Söhne sind ein Endprodukt unserer korrupten Kultur", schrieb Abdulrahman al Rasched, Intendant des Fernsehsenders Al Arabija, in seiner täglichen Kolumne für "Asharq al-Awsat". Die meisten Selbstmordanschläge auf Busse, Schulen und Wohngebäude weltweit seien in den vergangenen zehn Jahren von Muslimen verübt worden. "Das Bild ist für uns alle beschämend, schmerzhaft und hart", schrieb Al Rasched.

Der Ägypter Ahmed Bahgat beklagte in der Zeitung "Al Ahram" die Folgen des Geiseldramas für das Ansehen des Islams. Selbst die Feinde des Islams hätten keinen derart großen Schaden anrichten können, "wie es die Söhne des Islams getan haben durch ihre Dummheit, ihre Fehleinschätzungen und ihre falsche Auffassung von der Natur dieses Zeitalters". Ein Leitartikel in der saudiarabischen Zeitung "Arab News" gab dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Mitschuld am blutigen Ende der Geiselnahme in Nordossetien. Er habe es sich nicht leisten können, sein Bild vom starken Mann in Frage zu stellen. Allerdings hätten sich die Tschetschenen durch die Wahl ihres Ziels selbst in eine Position manövriert, "in der niemand eine Träne vergießen würde, wenn die Strafe folgt. Sie haben einen neuen Tiefpunkt erreicht, als sie Kinder als Faustpfand auswählten."

Verantwortung für Flugzeugabstürze
 

Im Internet erschien am Samstag eine Erklärung im Namen der islamistischen Islambuli-Brigaden, die sich zur Entführung der beiden abgestürzten russischen Passagiermaschinen bekannt hatten. Darin hieß es, die Gruppe habe nichts mit der Geiselnahme in Beslan zu tun. "Wir haben weder mit Waffen noch mit Geld zu dieser Operation beigetragen." In der Erklärung wurde angedeutet, dass tschetschenische Rebellen für die Besetzung der Schule verantwortlich waren. Zugleich hieß es, die Forderungen der Geiselnehmer seien gerechtfertigt. Die russische Regierung trage die volle Verantwortung für die Geiselnahme und ihre Folgen.

Maggie Michael, AP
 

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Sport

Schaulaufen des Rehakles
 
Mensch Otto

Von Markus Deggerich, Athen

Rehakles im Olymp: Die Spiele in Athen nutzt der Trainer des Europameisters noch mal kräftig für Eigenwerbung. Egal, wo man hinkommt: Otto Rehhagel ist schon da und hat gewichtige Botschaften im Gepäck.

Athen - Er ist es nicht mehr gewohnt, zu jemandem aufzuschauen. Otto, der Große, Rehakles, Fußballgott, bewegt sich seit dem Sieg in Portugal nur noch auf Augenhöhe mit den Großen dieser Welt - mindestens. Aber manchmal geht es eben doch nicht anders, dann gewährt er Gunst in seiner Ottokratie und schaut auf: Als Rehhagel in der Maske des ZDF-Studios sitzt, um einen seiner vielen Termine dieser Tage im Olymp, pardon, bei Olympia, zu absolvieren, trifft er dort die deutschen Volleyballdamen. Sein Blick wandert von unten nach oben, ganz oben, bei den riesigen Damen, bewundernd. "Da musste ich aufschauen." Natürlich kennen sie ihn und flirten ein wenig, und Otto gewährt Audienz. "Na, da habe ich ihnen versprochen, mal ein Spiel von ihnen anzusehen." Na, wer kriegt das schon.

"Ganz wunderbare Mädchen", wird er später noch über die Volleyball-Giraffen sagen und das als eine der bisher "schönsten olympischen Erfahrungen" beschreiben. Dann zeigt er sein Zahnlücken-Lächeln und findet sich sehr witzig und locker. So was ist in anderen Zusammenhängen nicht mal ein Alt-Herren-Witz. Aber wenn Otto das sagt, in diesen Tagen, lacht die Gemeinde. Otto? Find ich gut. Egal, was er treibt.

Die Marke Otto

Und er treibt viel in Athen. Otto ist auf allen Kanälen, einer der gefragtesten Gesprächspartner bei Deutschen und Griechen, ach was, der ganzen Welt. Olympia ist noch mal seine Bühne. Egal, wo man hingeht oder hinschaut in den ersten Tagen: Otto ist schon da. Die ihn einladen, wollen ihm auch gar nicht zuhören, sie wollen ihn nur dahaben. Die Marke Otto. So kann er also bei der Eröffnungsfeier dem ZDF-Reporter auf die Frage, wie ihm die Feier gefallen habe, in aller Breite antworten: "Sehr gut hier. Es war ja so, dass uns eine Million Menschen empfangen haben und noch mal 40.000 im Stadion." Das war zwar die falsche Feier, die er da beschreibt, sein Empfang nach dem EM-Sieg, aber das merkt der Otto nicht, denn es ist alles nur noch Projektionsfläche für das, was er am besten kann: Sich selbst bestätigen.
 

So steht er auf einem Empfang der Deutschen Botschaft, und der Bundespräsident Horst Köhler schüttelt ihm ewig die Hand, bis es auch jeder Fotograf im Kasten hat und redet und redet, und Otto sagt nur: Ich freue mich auch. Und alle lachen. Mensch Otto.

"Ich werde inzwischen von aller Welt erkannt", sagt er, und dass es anstrengend ist, wenn man so viele Fans hat. Aber natürlich besser, als wenn niemand mehr sein Autogramm wolle. "Da muss ich mir schon Oasen suchen", analysiert er - und geht zu Olympia.

Popstar Otto

Einen Tag bevor er seine Nationalmannschaft wieder um sich versammelt und genau sechs Wochen nach dem Triumph in Portugal, kommt er zum Adidas-Stützpunkt in Athen. Die Ausrüster hatten das griechische Team noch wenige Wochen vor der EM unter Vertrag genommen, nachdem Adidas-Chef Herbert Hainer und Otto sich zufällig im Flugzeug getroffen hatten. Ein Glücksgriff für Adidas, die mit dem Claim werben: "Impossible is nothing".
 

Im Adidas-Presseraum wird er eingeführt, als beginne grade der Countdown zur ersten Mondlandung, der Saal ist überfüllt, die Menge klatscht, als Otto auf die Bühne springt. Journalisten aller Länder und sogar MTV wollen das Wunderkind abfilmen. Ein Popstar von 66 Jahren. Otto spricht deutsch, und der Jan von Adidas nickt immer heftig und übersetzt gerne ins Englische.

Aus China, Chile, Brasilien, Finnland und sonstwo kommen die Journalisten, und Otto verrät seine geheimen Rezepturen für den Erfolg: "Wie immer im Leben weiß man mit 20 nicht, was mit 40 passiert." Die Journalisten nicken und schreiben mit. "Auf der anderen Seite stehen auch elf Spieler - und die können auch alle gut laufen." Die Journalisten nicken und schreiben mit. "Das Leben besteht aus Perioden." Die Kugelschreiber fliegen über das Papier. "Aller Anfang ist schwer." Heftiges Nicken. "Meine Frau hat gesagt: Otto mach das."

Keine Kriege mehr

Also macht er, der Otto, und weil wir bei Olympia sind, "wo sich die Jugend der Welt trifft", hat der Otto-Versand eine umspannende Botschaft für die Rettung der Welt im Paket: "Ich habe schon immer gesagt, macht Leichtathletik, Sport und Fußball, dann gibt es keine Kriege mehr." Darunter macht er es nicht mehr. Leichtathletik, Sport und Fußball ist dabei vermutlich als Steigerung gedacht.

Der Jan hat etwas Mühe, Ordnung in die Gedanken der Otto-Welt zu bringen, da kann es dann schon mal passieren, dass beim Übersetzen was wegfällt oder dazukommt. Otto freut sich auch über Adidas und erzählt von dem Treffen im Flugzeug mit dem Chef der Firma und dass es ja kein Schaden für Adidas geworden sei. Den letzten Teil lässt Jan dann in der Übersetzung weg und referiert stattdessen, wie sehr sich Otto der Marke Adidas schon von Kindesbeinen an verbunden gefühlt habe und man ja sehen könne: Impossible is nothing. Das hat er gar nicht gesagt, ist aber nun mal der Marken-Claim.

"Trainer, du hattest Recht"

Otto ist im Moment der Größte. Das hat er zwar schon immer gewusst, aber jetzt muss es auch jeder glauben. "Mich rufen immer noch Spieler von früher an und sagen: Trainer, du hattest Recht." Man kann sich sogar vorstellen, dass er sich selbst anruft und sagt: "Trainer, du hast Recht." Und dazu macht er dann dieses Armrudern, bei dem seine Körperteile immer irgendwie gleichzeitig in jede Richtung zeigen. Wer so den Weg vorgibt, liegt ja nie falsch. Alle Wege führen zum Otto. Diese berühmte Rechthaberei ist es, die für Rehhagels umstrittenen Ruf in der Bundesliga und seinen Abgang beim FC Bayern gesorgt hatte. Er erträgt niemanden auf Augenhöhe. Fragt man ihn nach Vorbildern, hat er keine: "Ich glaube an das, was ich sehe." Im Moment sieht er nur noch sich. Und die Welt schaut ihm dabei zu.

Zum Abschied bekommt Otto dann noch ein griechisches Nationaltrikot geschenkt mit dem Aufdruck "Rehakles". 2006 Bälle schenkt Adidas den griechischen Schulen, zur Nachwuchsförderung. Denn die ist das Wichtigste, befindet Otto, gerade wenn man ein kleines Land ist. "So hat es auch die ehemalige DDR geschafft, als kleines Land eine große Sportnation zu werden": Ein ottokratisches System, er hat ja doch Vorbilder. Am Abend geht er dann noch Essen mit dem Adidas-Chef, weg von den ewigen Autogrammwünschen und dem ganzen Medientrubel um ihn, "den ich nicht brauche". Man wählt das "Dionysos". Direkt an der Akropolis. Eine echte Oase der Anonymität und Entspannung, so während der Otto-Spiele in Athen.

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Film

Zur Sache, Kätzchen

Im bisher größten Flop des Jahres spielt Halle Berry "Catwoman" - und sieht so toll aus, dass man bösen Kritiken keinesfalls glauben sollte.

Selten in der Geschichte des Kinos hat es so ein Schlachtfest gegeben wie bei diesem Film. Geradezu hysterisch wurde "Catwoman", nach gigantischem Hype, zu Katzenklein verarbeitet, zunächst in den USA, dann in London vergangenen Donnerstag, am Tag seiner England-Premiere.

Mit stetig steigender Wut übrigens, denn im Kritikergeschäft müssen die Nachstolpernden jeweils die Vorangehenden an Niederträchtigkeit übertreffen. Toter als tot erreicht der Streifen die deutsche Kritik. Und das bei einem Film, der die zauberhafte Halle Berry in Leder und Latex zeigt. Mit Peitsche. Ja, hat die Branche keinen Funken Ehre mehr im Leib? Lauter Katzenkritiker mit sehr hohen Ansprüchen. Der der Londoner "Times" nennt Halle Berry "oberflächlich". Der von "USA Today" fand vorher, dass Berry "nicht überzeugend schnurrt". Die "Financial Times" urteilt: "Lächerlich".

Leute, es geht nicht um "King Lear", sondern um einen Film, in dem eine Frau im Katzenkostüm steckt. Aber was für eine! Sie ist ein Darling mit großen dunklen Augen, die feucht schimmern können. Ihre Zähne sind makellos, vom Rest ganz zu schweigen. Woher nur die Wut? Einen Anhaltspunkt gibt die "Washington Post". "Der Film wurde von einem gewissen Pitof gedreht", der erstens Franzose ist, zweitens aus der Werbebranche kommt und drittens nur diesen einen Namen hat, nämlich Pitof. Wahrscheinlich raucht er Filterlose.
 

Ein Franzose für "Catwoman" - und das in den USA, wo man Pommes frites aus Verachtung für Franzosen, besonders für einnamige (Chirac!), in "Freedom Fries" umbenannt hat! Eine krasse Fehlentscheidung. Vielleicht war sich das Studio auch plötzlich nicht mehr sicher: der Oscar-Liebling Halle Berry und Leder-BH? "Für so was Perverses brauchen wir einen Franzosen, Joe!" "Wird gemacht, Boss." Wie auch immer: Im Film selbst entdecken wir neben Halle Berry, die unwahrscheinlich sexy ist, eine bizarre Geschichte über das Altern, über den Feminismus, die Frauenquote, die Schönheitsindustrie und Hollywood.

Dazu ein paar wirklich hübsche optische Einfälle, wie den, Halle Berry mit Leder-BH und Peitsche auszurüsten, oder sagten wir das schon? Sie heißt Patience, Geduld, mit der üblichen Vorgeschichte zur feministischen Erweckung. Sie lässt sich herumtreten von ihrem Boss, dem Chef des Schönheitskonzerns Hedare-Beauty, der genau das auf den Markt wirft, was man seiner Frau immer aus Duty-Free-Shops mitbringen soll: eine Creme, die ewige Jugend verspricht.

Die hier allerdings verlangt besondere Markentreue. Wer sie absetzt, erleidet fürchterliche Entstellungen. Rabenschwarze Seelen im Geschäft um die schöne Schale also, Jugendsucht und die Großdealer dafür, was für ein Thema! Patience kommt der Sache durch Zufall auf die Spur, wird von den Killern des Konzerns gejagt, fällt in Säure, wird bewusstlos an einen Felsen angespült - wie es eben im Kampf um Schönheitscremes so zugeht.
 

Patience wird (was für ein Bild auf diesem schlierigen Felsbrocken vor der nächtlichen Silbersilhouette Manhattans) von einer geheimnisvollen Katze wachgeküsst. So ist sie von Stund an, noch ohne es richtig zu wissen, Catwoman, die im Bücherbord schläft, und, absolut hinreißend, auf dem Weg zur Arbeit auf der Straße Hunde anfaucht. Schließlich dämmert ihr, dass das alles nicht normal ist, und sie sucht eine Katzenprofessorin auf.

Die sieht dann genauso aus, wie sich Frauen zufriedene allein stehende ältere Frauen vorstellen, mit Brille in einer gemütlich-knuffigen Wohnung aus tiefen Sesseln, Büchern mit Goldschnitt, Tiffany-Lampen und jeder Menge Katzen. Sie hat ihren Job verloren, weil sie in der "männlich dominierten akademischen Welt" ausgebootet wurde. Mit anderen Worten: Sie ist die Feminismus-Großmutter Gloria Steinem, die ihrer Enkelin zuruft: "Schlag zurück, heirate nie und trage einen Leder-BH, mein Kind!"

Ihr Hauptvergnügen an diesem Film, gestand Berry, habe darin bestanden, das sexy Outfit zu tragen. Unseres auch. Und los geht eine hirnrissige Trash-Orgie, in der sie Ganoven vermöbelt, einen kleinen Jungen von der Kirmesschaukel rettet, geschmeidig an Wänden hochklettert und mit dem Hinterteil wackelt. In einer knisternd choreografierten Basketball-Szene bringt sie einem jungen Detective in einem Ghetto-Hinterhof das Spiel der Spiele bei - sie bespringt ihn regelrecht.
 

Schließlich trifft sie auf ihre wahre Gegenspielerin, auf Sharon Stone, die früher mal das Gesicht des Beauty-Konzerns war und jetzt jenseits der 40 ist. Die Bitch der neunziger Jahre also trifft auf die nette Dunkle vom Dachfirst. Eine Auseinandersetzung zweier Frauengenerationen, bei der man besser nicht im Weg steht. In einem furiosen Katzenzweikampf hoch oben in der gläsernen Kuppel der Konzernzentrale zieht Catwoman die Silberkralle über die marmorne Wange der weißblonden Tragödin.

Stone, im Splitterregen aus Glas und Spiegeln, sieht Sprünge und Risse in ihrem Gesicht, sieht ihr Alter wie Dorian Gray, sieht ihre Zukunft mit diesem Alter, und sie weiß, dass sie die nicht will. Lesebrille und tiefe Sessel und Katzenbücher? Nie!

Ein bösartiges, rabenschwarzes Finale, wie es sich nur ein Gauloises rauchender französischer Einnamiger ausdenken kann. Doch wenn Catwoman am Schluss über den Dachgiebel ins Mondlicht davonschleicht, mit schaukelndem Hinterteil, dann hat man sich auf alle Fälle hübscher amüsiert als beim Gros der diesjährigen Sommer-Blockbuster. Schnurrrrr!

MATTHIAS MATUSSEK

 

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Web

Noch mehr Unsinn

Die Sonne brennt, die Klimaanlage pfeift auf dem letzten Loch und uns Büroknechten vergeht gerade der letzte Rest Motivation. Zeit, neue zu tanken: Bei kurzen Abstechern ins Web des Unsinns. Das macht den Kopf frei, garantiert.

Wenn sie in diesem Augenblick einen Bürokollegen dabei beobachten, wie er - die Zunge zwischen den Zähnen - angestrengt auf den Bildschirm starrt, sich ab und zu eine Träne aus dem Augenwinkel wischt und ansonsten, das Kinn knapp über dem Schreibtisch schrappend dem Monitor immer näher rückt, dann hören sie auf, sich zu wundern: Der Gute spielt nur.

Und zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit bei Guimp.com, einer Website, die sich der vor einigen Jahren sehr beliebten Mini-Games verschrieben hat. Dabei handelt es sich um diverse Spieleklassiker von Pong über PacMan bis Astroids, die alle eines gemein haben: Sie lassen es auf wenigen Pixeln Raum darstellen und spielen.

Auf wie wenigen, das glaubt man allerdings kaum: Gerade einmal 20 Pixel klein ist das Spielfenster. Wer da gewinnen will, muss nah ran an die Sache. Im dritten Anlauf hat es im Test dann geklappt: Mit 10:5 schlug der unterbeschäftigte Redakteur den Rechner (siehe Beweisfoto). Wer keine Lust hat, sich die Augäpfel zu grillen, verstellt einfach die Bildschirmauflösung - je niedriger, desto größer das Spielfenster. Ein Webtip von SPIEGEL-ONLINE-Leser Stefan B.

Poff. Poff. Poffpoffpoffpoff!

Schon gut, schon klar: Natürlich war das für einen Einstieg in die Vorbereitungsphase des wohl verdienten Feierabends viel zu anspruchsvoll. Wer sich die Zeit einfach nur vertreiben möchte, ohne sich dabei zu sehr zu stressen, dem hat das Web etliches zu bieten.

Zum Beispiel könnten sie mit ihrem Nachbarn "X 'n Os" spielen, oder Schiffe versenken oder Käsekästchen. Nein, nicht im Web. So richtig interaktiv! Alles, was sie dafür brauchen, sind zwei Blatt Millimeterpapier und zwei Stifte. Millimeterpapier haben sie nicht? Kein Problem: Nehmen sie das hier. (Ein Tip von Dominik D.)

Sollten sie aber einsam und verlassen in ihrem Büro sitzen, wäre auch das kein Grund, auf so schicke Spielchen zu verzichten: Bei Online-Spiele.org gibt es etliche Web-basierte Versionen, bei p.i.c.s-Software Spiele für den Download. Einige davon können auch über das Netzwerk gespielt werden.

Nun sind solche Denk- und Reaktionsspiele ja nicht jedermanns Sache, gerade bei so einer Hitze. Leser A.M.H. entdeckte diese beruhigende Beschäftigung: Die Blasen in Plastik-Verpackungsmaterial knallen lassen. Das macht doch jeder gern, und im Web gibt es davon einen unerschöpflichen Vorrat.

Kurz vor Feierabend sollte man den Kreislauf allerdings wieder in Gang bringen, weil sonst beim Aufstehen Kreislauf- und Gleichgewichtsprobleme drohen - und einen Arbeitsunfall wünscht man sich am Ende eines so anstrengenden Tages doch nun wirklich nicht. Da hilft Loopy, der uns in Erinnerung ruft, wie das so geht mit der Bewegung. Ein Tipp von fotowebloghans.

Zoogeln und Dengdeeengdeeng
 

Die letzten zwei Teile der Surftipps fanden ein überaus reges Leserecho. Zum "Deengdeeengdeeeng"-Webgag merkten viele Lese